Kerstin Schäfer

Ganzheitliche Tierphysiotherapie & -osteopathie



Hund - Spondylose mit Lähmung der Hinterhand

Bei diesem Patienten handelt es sich um eine 13 jährige mittelgroße Hündin, die seit langer Zeit in tierärztlicher Behandlung befindet auf Grund der Diagnose Spondylose. Spondylose ist eine degenerative Erkrankung der Wirbelsäule bei der die Wirbelsäule und die Bandscheiben verknöchern und die Nerven geschädigt werden. Der Zustand der Hündin hat sich immer weiter verschlechtert bis sie medikamentös austherapiert war.

Was heißt das genau? Die Hündin konnte nicht mehr selbstständig aufstehen. Sie war gelähmt. Sie konnte sich nicht selber beim "Geschäft" machen auf den Beinen halten. Fressen ging nur im Liegen. Die Lebenslust hat gelitten. Die Augen waren schon trüb und kein Medikament konnte mehr verabreicht werden, um sie zu unterstützen. Die Option weiter nach der Ursache zu forschen, um evtl. zu operieren stand im Raum oder zu versuchen die Hündin über Tierphysiotherapie wieder auf die Beine zu bekommen.

Die wirklich engagierten Besitzer haben sich schlussendlich bei mir gemeldet, um der Hündin zu helfen. Auf den ersten Blick ist diese Situation, in der sich die Besitzer und ihr Vierbeiner befanden, frustrierend für alle. Die Hündin hat ihr Hinterteil nicht gespürt konnte sich nicht selbst bewegen. Die Besitzer taten ihr bestes, um sie am Familienleben teilhaben zu lassen. Halfen ihr mit einer Gehhilfe nach draußen, trugen sie Treppen hoch, brachten ihr Teichwasser zum trinken.

Beim ersten Termin habe ich mir selbst ein Bild gemacht und habe die Reflexe in den Pfoten, die Muskulatur und die Wirbelsäule angesehen. Positiv ist dabei aufgefallen, dass bei längerer Reizung die Nerventätigkeit in den Pfoten zugenommen hat. Also habe ich die Pfoten und die Beine massiert. Die Wirbelsäule sanft behandelt.  Außerdem habe ich kleine Hilfsmittel dazu genommen. Einen Igelball, ein Massagepilz und einen Eislolli. Zudem gab es für die Besitzer Hausaufgaben. Sie mussten die Nerven stimulieren, "Fahrrad fahren", die Gelenke bewegen. Am besten 3 Mal täglich mit Igelball und Massagepilz. Später mit Eislolli.

Hierbei galt allerdings auch wir versuchen zu helfen und schauen wie weit wir kommen. Ganz ohne Erwartungen. So wurden wir direkt überrascht von der Ausdauer und dem Ehrgeiz. Ich habe bis jetzt noch keinen so dickköpfigen und ausdauernden Hund gesehen. Was sie sich in den Kopf gesetzt hat, zieht sie durch.

Schon beim nächsten Termin war die Nerventätigkeit besser und der Zustand der Hündin ging kontinuierlich bergauf. Die erste Zeit bin ich 2 Mal die Woche hingefahren, dann 1 Mal die Woche, dann alle 2 Wochen, alle 3 Wochen und jetzt alle 4 Wochen. Die kleineren Behandlungserfolge waren schon nach kurzer Zeit da. Die Hündin konnte sich selbstständig beim Pipi machen halten, fing wieder an zu spielen, bekam Appetit und hat die Besitzer auf trab gehalten. Dann kam der Zeitpunkt an dem sie auf dem Hintern durch das Haus gerutscht ist und sich erst mit einer Hinterpfote, dann mit beiden Hinterpfoten vorzuschieben. So wurde sie mobil und mit der Mobilität kam die Freude und der Ehrgeiz. Wir fingen an sie ordentlich hinzusetzen, um das Aufstehen vorzubereiten. Ihre Beine waren ständig "verknotet".

Nach 8 Wochen Behandlung und viel fleiß der Besitzer ist die Hündin ohne Vorwarnung aufgestanden und einfach zur Gartentür rausmaschiert, weil sie wohl keine Lust hatte noch länger mit ihrem Geschäft zu warten. Ihr Gang war zwar schwankend und taumelig, aber sie konnte gehen. Ab da war der Knoten geplatzt. Es ist tatsächlich so, dass der Körper abspeichert, dass bestimmte Dinge nicht gehen und so in der "Fehlhaltung" verharrt. Der Kopf muss erst merken, dass die physiologische Bewegung wieder funktioniert.

Mit dem Erfolg, dass sie selbstständig aufstehen, gehen und sogar im Stehen fressen konnte, kam noch mehr Ehrgeiz. Wenn man bedenkt, dass ein 13 jähriger mittelgroßer Hund ein Senior ist, ist hier ein wahrer Dickkopf am Werk. Für mich ist es pure Freude dieser Hündin zu helfen.

Die Therapie ging weiter. Wir konnten der Hündin 2 Jahre Lebensqualität schenken. Lebensqualität, in der sie durch den Garten maschieren konnte oder die Nachbarn besucht hat.

Im Sommer erreichte mich nach all unseren Erfolgen die Nachricht, dass die Hündin eingeschläfert werden musste.

RIP kleine, dicköpfige Kämpferin