Kerstin Schäfer

Ganzheitliche Tierphysiotherapie & -osteopathie



Hund - Lahmheit im Ellenbogengelenk

Vorgestellt wurde eine Hündin mit plötzlich auftretender, starker Lahmheit im linken Vorderbein. Die Hündin wurde bei mehreren Tierärzten vorgestellt und eine umfangreiche röntgenologische Untersuchung wurde durchgeführt. Allerdings ohne eindeutigen Befund.
Die erste Vermutung für die Lahmheit war die Daumenkralle. Diese sollte amputiert werden. Daraufhin wurde eine Tierklinik zur Rate gezogen. Diagnose Verdacht auf ED - Ellenbogen Dysplasie, also eine Veränderung oder Fehlbildung des Ellenbogengelenkes. Es sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. 1. Röntgen mit Kontrastmittel und 2. eine Operation in Form einer Athroskopie (einer Gelenksspiegelung), um die Ursache festzustellen.

Die Halterin entschied sich gegen beide Optionen und wurde durch eine Freundin Aufmerksam auf die Möglichkeit einer physiotherapeutischen/osteopathischen Behandlung.

Während der ersten Behandlung zeigten sich eindeutige, schmerzhafte Blockaden im Lendenwirbel und Brustbereich, ein schiefes Becken und zudem eine leichte Bewegungseinschränkung im linken Ellenbogen. Während des Gespräches mit der Kundin fragte ich nach Stürzen, Unfällen und anderen Möglichkeiten die Ursache zu finden. Da die Hündin regelmäßig beim Hundesitter war, konnte nicht ausgeschlossen werden, dass während des Freilaufs mit anderen Hunden evtl. etwas passiert ist. Hier würde es schon reichen, dass ein schwerer Hund auf Ihren Rücken gesprungen oder in ihre Seite gelaufen ist. Die Blockaden wurden gelöst und ein neuer Termin in der nächsten Woche vereinbart. Nach der Behandlung lief die Hündin kurzfristig schlechter. Sie musste sich erstmal an den neuen physiologischen Bewegungsablauf gewöhnen. Außerdem ist es nicht untypisch, dass nach so einer Behandlung Muskelkater auftritt.

Natürlich warne ich in diesen Fällen vor.

In der zweiten Behandlung war der Rücken der Hündin deutlich schmerzfreier und der Stand war stabiler. Die Kundin bezeichnete die Hündin als viel lauffreudiger. Die Lahmheit war nicht mehr dauerhaft zu erkennen. Wir kümmerten uns also um die Muskulatur im Brust- und Lendenbereich. Hier entspringt ein flacher Muskel, der seinen Ansatz am Oberarm des Hundes hat. Zieht sich dieser Muskel zusammen, blockiert er die Bewegung in der Vorderhand. Auch dieses Mal lief die Hündin nach der Behandlung schlechter als vorher.

Der dritte Termin brachte die Wendung bei der Hündin und mir den Erfolg auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. Wir behandelten noch einmal ganzheitlich den kompletten Körper, massierten, lockerten, bewegten die Gelenke, machten eine Cranio und siehe da. Die Lahmheit war weg.

Es folgten weitere Behandlungen. Erst alle 2 Wochen, dann einmal im Monat. Dies erfolgte zum einen auf Wunsch der Besitzerin, da Sie einen langfristigen Erfolg wollte und einen langfristig fitten, gesunden Hund, zum anderen konnten wir durch weitere Behandlungen leichte Verspannungen lösen, die evtl. wieder das alte Muster ausgelöst hätten.

Dieser Fall zeigt, dass man nicht immer den konventionellen Weg gehen muss und dass sich Beharrlichkeit und Vertrauen auszahlen. Manchmal braucht es halt mehr als eine Behandlung, ein wenig Geduld und Mut auf den Bauch zu hören.

Mittlerweile läuft die Besitzerin mit Ihrer Hündin 30 km Wanderungen ohne Probleme.

P. S. Wäre nach der dritten Behandlung keine deutlichere Besserung aufgetreten, hätten wir über weitere Behandlungswege gesprochen bzw. der erneute Weg zum Tierarzt des Vertrauens wäre nötig gewesen.